In den Schwelmer Wohngebieten Rennbahn, Ochsenkamp und Oehde bzw. am Wuppertaler Ehrenberg wohnen wir teilweise seit Jahrzehnten in der Nähe einer relativ kleinen Hochspannungsleitung, die bei einer Spannung von 110.000 Volt nur relativ überschaubare Ströme transportiert. Seit einigen Jahren ist diese Leitung sogar nur noch als „Notfall bzw. Ersatzleitung“ für die AVU in Betrieb. Somit sind schon bei kleinen Abständen von ca. 50 m kaum noch erhöhte elektromagnetische Felder zu messen bzw. auch kein Brummen oder Knistern wahrzunehmen.
Die nun von Amprion geplante Trasse der größten Spannungskategorie (380.000 Volt) ändert alles. In vielerlei Hinsicht würde dies zu einer massiven Beeinträchtigung des Wohnumfeldes und der Lebensqualität in der Stadt Schwelm führen:
1) Mögliche gesundheitliche Gefahren durch diverse Emissionen
2) Preisverfall der Immobilien
3) Geräuschbelästigung und Emissionen
4) Belastungen während der extrem langwierigen Bauphase
5) Enteignungen durch die Inanspruchnahme von Grundstücken für den Bau von Pfeilern etc.
6) Massive Eingriffe in das Landschaftsbild
7) Gefahr für das Naturschutzgebiet und die Artenvielfalt auf dem Ehrenberg

Es sollen also auch in größeren Abständen von 100 m noch nennenswerte Feldstärken drohen und nach neuester Rechtsprechung haben wir Tag und Nacht Lärm bis 70 dB(A) zu dulden. Dieser Wert entspricht etwa dem Lärm eines laufenden Staubsaugers. Somit sind die Anwohner in unmittelbarer Nähe zur neuen Höchstspannungsleitung deutlich höheren Emissionen ausgesetzt. Zudem gibt es sehr viele neu Betroffene durch den deutlich größeren Einfluss der neuen großen Trasse.
Diese Verschlechterung unseres Wohnumfeldes, die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken und auch die Entwertung unserer Grundstücke und Immobilien wollen wir so nicht hinnehmen.
Daher haben wir uns als ein breit aufgestelltes Team aus den Fachbereichen Jura, Politik, Ingenieurswesen, Informatik, Geisteswissenschaften, Medizin, Biologie und viele anderen Bereichen zusammengefunden, um für diese Pläne Alternativen zu finden, die für alle Seiten einen vernünftigen und tragbaren Kompromiss darstellen.

Was sind die konkreten Pläne von Amprion?

Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion will die bestehende Stromtrasse, die über Schwelms Wohngebiete Rennbahn, Oehde und den Wuppertaler Ehrenberg führt, durch eine „Stromautobahn“ Richtung Süden austauschen.

Hier der Link zur Projektbeschreibung der Amprion Homepage:
https://www.amprion.net/Netzausbau/Aktuelle-Projekte/Hattingen-%E2%80%93-Linde/


Den aktuellen Projektstatus kann man hier einsehen:
https://www.netzausbau.de/Vorhaben/ansicht/de.html?cms_nummer=64&cms_gruppe=bbplg

Dazu sollen die alten Masten abgerissen und durch deutlich breitere und höhere Masten ersetzt werden. Wo aktuell jeweils ein Leiterseil hängt sollen in Zukunft jeweils vier dickere Leiterseile hängen um eine enorme Stromtragfähigkeit zu gewährleisten. Die Trasse, die aktuell mit 110 kV betrieben wird, soll dann mit 380 kV betrieben werden. Durch diese extrem hohe Spannung wird das elektrische Feld massiv erhöht und es ist gerade bei feuchten Wetterlagen mit lautem Brummen und Knistern zu rechnen. Durch die enorme Stromstärke werden große Magnetfelder erzeugt, die kontrovers diskutiert werden. Viele Umweltmediziner fordern einen Grenzwert von 0,1 µT (Mikro Tesla) für niederfrequente Wechselmagnetfelder in Bereichen in denen sich Menschen dauerhaft aufhalten. Es gibt einige Studien, die auf eine statistische Auffälligkeit beim Krebsrisiko ab 0,2 µT hinweisen. Der aktuelle gesetzliche Grenzwert in Deutschland liegt bei 100 µT also Faktor 1000 von dem Wert, bei dem sich die Mehrzahl der Umweltmediziner auf die Klassifizierung „auch auf Dauer ungefährlich“ einigen können.
Zusätzlich zu der Trasse ist im Bereich Linderhausen ein großes Umspannwerk geplant. Für den Bau dieses Umspannwerkes, welches die Fläche mehrerer Fußballfelder einnimmt, sind Enteignungsverfahren geplant.

Welche Gebiete sind betroffen?

In Schwelm sind mindestens die Wohngebiete Rennbahn, Ochsenkamp, Oehde, Steinhauser Berg und der Wuppertaler Ehrenberg von Bau und Emissionen betroffen. Für einen Neubau einer solchen Trasse müssten Abstände von 400 Metern zur Wohnbebauung eingehalten werden. Da in diesem Fall eine alte Trasse „wiederbelebt“ wird, gelten keine Schutzabstände, so dass die Freileitungen direkt über die Häuser, die sich im Trassenraum befinden, führen soll. 

Hier noch eine Zoomansicht auf das stark betroffene Wohngebiet Oehde auf Schwelmer und Wuppertaler Stadtgebiet bei dem Wohnhäuser direkt überspannt werden:

Was wollen wir? 

Strom brauchen wir alle, das ist keine Frage. Ob es um den morgendlichen Kaffee, das Kochen, das Laden eines Elektroautos oder schlicht um das Beheizen unserer Wohnungen geht.
Es gibt aber mittlerweile verträglichere Lösungen als mit dem heutigen Wissen Häuser neu zu überspannen und ganze Wohngebiete erhöhten Emissionen auszusetzen. Grundsätzlich wäre beispielsweise eine Erdverkabelung denkbar, die zwar teurer ist, aber die oben genannten Konflikte ausräumt.
Auch über alternative Trassenführungen muss nachgedacht werden.
Weiter stellt sich in der Tat die Frage, ob diese Stromtrasse für die Versorgungssicherheit beziehungsweise, wie von Amprion auf deren Homepage dargestellt, für den Stromtransport von Nord- nach Süddeutschland notwendig ist, bzw. ob es für diese Aufgabe auf der gesamten Breite Deutschlands keine geeignetere Lösung gibt, als unsere sehr dicht besiedelte Heimatstadt mit einer Riesen-Stromtrasse zu überspannen.
Als direkt betroffene Anwohner möchten wir daher konstruktiv Alternativen aufzeigen und eine Lösung herbeiführen, die tatsächlichen Erfordernissen einer soliden Energieversorgung entspricht und zugleich die Menschen vor Ort nicht schädigt.

Wie ist die gesetzliche Lage?

Für gänzlich neue Trassen werden nach aktuellen Erkenntnissen 400 m Schutzabstand eingeplant um die obigen Konflikte zwischen Wohnumfeld, Lärmemissionen, Elektromagnetischen Feldern und der andererseits notwendigen Energieinfrastruktur zu vermeiden und gleichzeitig die Anwohner zu schützen. Wohngebäude, Kindergärten und Schulen dürfen beispielsweise seit 2013 in neuen Trassen auch nicht mehr überspannt werden. Das alles gilt aber nicht in „Bestandstrassen“, auch wenn die Lärm- und die elektromagnetischen Emissionen durch den kompletten Neubau enorm zunehmen. Begründet wird das damit, dass das Gebiet ohnehin vorbelastet ist. Überspitzt könnte mit dieser Argumentation auch aus einer Anwohnerstraße eine Autobahn werden, denn auch an der Anwohnerstraße gibt es Lärm- und Abgasemissionen.

Wenn Sie uns unterstützen wollen:

Das Themengebiet ist sehr komplex und erfordert das Know-How von Spezialisten aus unterschiedlichsten Bereichen bzw. den Einsatz von Leuten, die sich in die verschiedenen Themengebiete „reinfuchsen“. Darüber hinaus bringt uns aber jeder noch so kleine Einsatz voran, sei es das Informieren anderer Betroffener, das Recherchieren oder das Organisieren.
Jede Person, die sich einbringen kann und möchte, ist bei uns herzlich willkommen. Neben Juristen, Ingenieuren, Elektrotechnikern, Ärzten, Biologen haben wir unterschiedliche Berufsgruppen und Arbeitsgruppen unter unserem Dach vereint.

Kontaktieren Sie uns gerne per Mail.
Derzeit haben wir noch die Chance auf das Verfahren Einfluss zu nehmen. Nutzen wir dies gemeinsam!

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